Nach wochenlangem Warten konnte ich am 18. November 2013 dann wieder nach Hannover um die Erstanpassung des CI vornehmen zu lassen.
Erstanpassung bedeutet auch, das man dort den Sprachprozessor ausgehändigt bekommt.
Montagmorgen um 3:30 Uhr stand wieder das Taxi vor der Türe und es ging mit der Bahn nach Hannover.
Klappte alles ohne Probleme.
In Hannover angekommen, musste ich mich als erstes im Hotel einchecken. Da ich die integrative Versorgung der Techniker Krankenkasse habe, stand mir frei zu wählen ob ich im Krankenhaus (also der MHH) oder im Hotel die Woche verbringen möchte.
Natürlich wählte ich das Hotel (ist auch die die Krankenkasse günstiger).
Robin, mit dem ich schon in der MHH das Zimmer bei der OP teilte, war dort auch unter gebracht. Zudem noch weitere CI-Träger, die auch zur Erstanpassung da waren.
Um 10 Uhr war dann der erste Termin im Hörzentrum Hannover.
Ich bekam dort meinen Sprachprozessor samt Zubehör ausgehändigt. Irritiert war ich, da ich angeblich Batterieabo gewählt hätte.
Das CI mit Batterien zu betreiben stand eigentlich nie zur Diskussion, da das Batteriefach nicht Wasserdicht ist.
Gut, das „Problem“ lasse sich beheben, bis Ende der Woche sollte ich Akkus und Ladegerät haben.
Der für mich zuständige Ingenieur war Herr ********.
Kurze Erklärung des CI und dann wurde der Soundprozessor zum ersten Mal angeschaltet. Schön ist was anderes 😉
Es wurde dann eine Zeit lang die verschiedenen Elektroden eingestellt. Gar nicht so einfach, denn ich musste natürlich immer erklären was und wie ich gerade höre. Und erklärt mal, was für komische Geräusche im Kopf vor sich gehen. Ebenso die Nebengeräusche bei Hören. Da lagert mal ein pfeifen, mal ein tuten, mal ein rauschen über dem Gehörten.
Immerhin konnte ich schon sehr viel von dem verstehen was der Ingenieur sagte. Das war dann doch schon sehr erstaunlich.
Dann packte ich mal alles zusammen und hatte erst einmal Pause bis zur Informationsrunde am Nachmittag.
Im Hotel habe ich dann natürlich die Tasche mit dem ganzen Zubehör ausgepackt und nachgeschaut was denn da so alles drin ist.
Vorher ging es aber in die Mensa der MHH zum Essen. Ebenfalls ein Vorteil gegenüber dem Aufenthalt im Krankenhaus. Ich konnte in der Mensa essen. Dort gab es jeden Tag mehrere Gerichte zur Auswahl. Mit Vor- und Nachspeise und natürlich Getränken. Dort musste ich auch das Launch-Paket für das Abendessen mitnehmen.
Ach so, vor der Mensa, ich sitz da so und lese was auf dem Handy, so ein Klacken. Kein Plan was das sein sollte. Mich umgeschaut und in ca 20 m (!!) Entfernung eine Frau mit Stöckelschuhen auf gepflastertem Weg. Hatte ich ja schon seit Jahren nicht hören können, vor allem nicht auf die Entfernung
Am Nachmittag gab es dann noch die Informationsrunde. Dort bekamen alle Teilnehmer der Erstanpassungswoche die nötigen Informationen für die Woche. Das Hörgerät hatte ich schon nicht mehr im linken Ohr. Nach Möglichkeit sollte ich dieses in der Woche nicht tragen, um mich an das Hören mit dem CI zu gewöhnen. Und ich habe fast alles verstanden was der Therapeut sagte. Wie ich bei den anderen sehen konnte, war das bei den meisten nicht der Fall.
Dann war auch schon Feierabend für den ersten Tag.
Mit vielen neuen (Hör-)Eindrücken ging es zurück ins Hotel.
Mit Robin bin ich dann Abends noch eine Runde spazieren gegangen. Dies behielten wir die ganze Woche bei. Das abendliche Spazieren gehen war wirklich hilfreich. Dort konnten wir uns austauschen über die gewonnenen Erkenntnisse. Und natürlich auch hören üben. Mit Nebengeräuschen (Störgeräusche) wie Straßenverkehr. Außerdem war es ja Dunkel. Das bedeutet, wir konnte nicht gegenseitig beim zuhören von den Lippen ablesen. Dies macht man nämlich unbewusst sehr häufig. Weswegen man natürlich meint, sehr viel zu verstehen, dabei liest man sehr viel einfach ab. Beim nebeneinander her gehen im Dunkeln ist dies aber nicht möglich.
Am Dienstagmorgen musste ich schon um 8 Uhr zur Gleichgewichtsprüfung (Vestibularisprüfung).
Alles in Ordnung wie es schien. Mir wurde schwindelig 😉
Dann wieder Anpassung beim Ingenieur. Dabei erklärt man als erstes wie gut man mit der Einstellung klar kommt und welche Höreindrücke man hat. So wie bei mir z.B. sich Verkehrsgeräusche anhören wie plätscherndes Wasser. Oder Windgeräusche, die sich wie ein Hupen anhören.
Anhand dessen was man berichtet weiß der Ingenieur welche Frequenzen/Elektroden angepasst werden müssen. Je genauer man beschreiben kann was man hört und welche „falschen“ Töne dabei sind, umso besser kann natürlich die Einstellung vorgenommen werden. Und glaubt mir, so manches Mal sitzt du da und denkst „wie erkläre ich jetzt was ich gerade höre“
Wie dem auch sei. es wird eingestellt, gehört, eingestellt, gehört, eingestellt, gehört bis es irgendwie passt, aber ganz anders ist wie vorher. Manchmal fragt man sich ob die Einstellung vom Vortag nicht vielleicht doch besser war.
Nach der Anpassung dann direkt zum ersten Hörtraining mit der Therapeutin. Bei mir war dies Frau ********.
Frau ******* kannte ich ja schon vom Termin vor der OP, als ich zur Voruntersuchung im Hörzentrum war.
als erstes ein Gespräch darüber, wie die OP verlaufen ist, wie man sich fühlt, wie das jetzt so ist mit dem CI usw. Netter Smalltalk halt.
Dann sollte ich das Hörgerät rausnehmen. Mein Hinweis darauf, dass ich das HG schon nicht mehr tragen würde, brachte mir ungläubige Blicke ein 😉
Es folgten dann ein paar der üblichen Hörübungen: Man muss wiederholen was gesagt wurde. Zahlen, Wörter, kurze Sätze.
Erstaunlich gut sei dies bereits nach einem Tag mit dem CI war die Einschätzung von Frau ********.
Dann durfte ich gehen. Feierabend für heute.
Im Hotel wollte ich dann natürlich mal wissen, ob ich Hörbücher verstehen kann. Zu dem Zweck hatte ich mir ein Hörbuch aus das Handy geladen und das Buch als eBook ebenfalls dabei. so hätte ich mitlesen können, um zu vergleichen ob ich richtig verstehe, bzw das zu lesen, was ich vielleicht nicht verstanden habe.
Kabel (genau heißt das Ding „personal audio cable“) ans Handy und an den Soundprozessor angeschlossen, Hörbuch gestartet und …
… “ was das denn? Wieso läuft das Hörbuch so schnell?“ Einstellung im Player kontrolliert (man kann ja die Geschwindigkeit bei Hörbüchern einstellen) und festgestellt, alles normal.
Klar, ich hatte vergessen das sich alle stimmen höher anhören als sie wirklich sind. So ein wenig wie Micky Maus auf Speed. Oder als wenn man eine LP statt auf 33 u/min auf 45 u/min laufen lässt (die Älteren unter euch kennen ja noch Plattenspieler).
Dies also im Hinterkopf und das Hörbuch wieder eingeschaltet. Die störenden Begleitgeräusche so gut es geht verdrängt und fast alles verstanden. Ich brauchte kein Buch zum mitlesen. Funktionierte auch so.
Großes kino. 🙂
Davon ermutigt mal meine Frau angerufen. Mit Kabel am CI.
Ja aber geht gar nicht. Die Stimme war so scheiße ((1. jetzt ist meine Frau sauer. die Erklärung zur Stimme: alles hört sich ziemlich hochtönig an. Daher auch der Hinweis auf Micky Maus auf Speed.)) (sorry), da versteh ich nix. also wieder normal telefoniert. mit dem linken Ohr, ohne HG dafür volle Lautstärke vom Handy.
Besser 😉
Weitere Blogartikel zum CI:
Teil 1 : http://dirkosada.de/2013/10/10/cyborg-part-1-tag-1-und-2-in-hannover/
Teil 2 : http://dirkosada.de/2013/11/14/cyborg-part-2-operation-und-die-tage-danach/
Teil 3 : http://dirkosada.de/2013/12/03/zwischen-op-und-anpassung-cyborg-part-3/