Cyborg Part 2: Operation und die Tage danach

11. Oktober, morgens um 6 Uhr:
Ich bin wach. Heute steht die OP an. Die sollte um 11 Uhr am Vormittag stattfinden. Daher war es unpraktisch so früh wach zu sein. Essen und trinken darf man ja nichts mehr bis zur OP. Also die Zeit mit Internet und Lesen vertrödelt.
So gegen 10:30 Uhr brachte mir die Schwester dann die übliche Tablette und ich sollte mich fertig machen. also dieses komische Hemdchen anziehen, mit dem man auch gleich unter die Erde verfrachtet werden kann, falls was schief läuft 😉
Dann wurde ich abgeholt. Zwei Etagen tiefer in den OP Bereich geschoben und dort musste ich warten. Es wurden Patienten aus anderen OP-Räumen geschoben, andere Patienten reingeschoben und ich lag da so teilnahmslos herum und beobachtete etwas desinteressiert die Geschehnisse.
Dann durfte ich rein in die OP. Ich fand den Raum irgendwie klein, so gar nicht wie man die Operationssäle sonst so kennt.
Die Anästhesistin, welche mir am Tag zuvor schon die Prozedur erkläre kam rein. Etwas Smalltalk, wie es mir geht und so weiter. Wir hätten gern noch ein wenig plaudern können aber irgendwann hatte sie wohl genug und ich bekam die Maske auf. Vielleicht sollte ich auch einfach nur die Klappe halten 😉
Ich blickte ihr noch einmal in die Augen und wollte ihr damit mitteilen das sie jetzt mal keinen Blödsinn machen sollte. wird sie wohl kaum interessieren.

Wieder wach.
Wie Spät? keine Ahnung. Irgendwann am frühen Abend.
Etwas desorientiert war ich. Schmerzen? nöö.
Aber ich war wieder auf der Station auf dem Zimmer.  Komisch, die anderen wurden schon immer wach nach oben gebracht. Ich hab mir wohl eine etwas längere Auszeit genommen.
Wie dem auch sei. Ich hatte einen Verband am Kopf, also schien schien OP wenigsten gelaufen zu sein. Ich kann mich zwar nicht dran erinnern, aber ich muss wohl ein Bild gemacht haben und die an meine Frau geschickt haben. Wenigsten hatte ich den richtigen Empfänger angegeben 😉
Danach wieder lange schlafen.

Am nächsten Morgen kam dann der Arzt und klärte mich über den Verlauf der OP auf. Alles bestens verlaufen und er war sehr angetan von meiner Otosklerose (wikipedia). Wäre ein Lehrbuchbeispiel dieser Krankheit und war für ihn sehr interessant mich zu operieren. Sowas sieht man nicht alle Tage meinte er.
Schön, ich freute mich das ich dem Arzt diese Freude machen konnte. Vielleicht habe ich auch deswegen etwas länger in Narkose verbracht, so konnte er sich mein Innenohr ganz in Ruhe anschauen. Gibt es auch Fotos? 😉

Die folgenden Tage waren langweilig. Ich fühlte mich immer irgendwie schlapp, hab öfters mal geschlafen, ging auch diverse Male mal nach draußen um frische Luft zu schnappen. Schmerzen hatte ich soweit keine, außer erträglichen dumpfen Kopfschmerz.
Sonntags waren Luca, Kirsten und Jannina da und brachten Abwechslung. Wir gingen eine Runde spazieren und Luca war ganz aufgeregt. So lange Zug fahren und dann noch „Nover“ (Hannover bekommt er nicht hin auszusprechen)

Da soweit alles gut verlaufen war, ich keinen Schwindel hatte, stand dann relativ zeitig auch die Entlassung an. Ich sollte vorher noch zum Probeton hören ins Deutsche Hörzentrum.
einen Ton hören auf dem rechten Ohr? War schon lange her das ich dort etwas bewusst gehört habe. Klang aufregend.
Naja, wirklich aufregend war es dann doch nicht. Man bekommt einen Ton ins Ohr und das war es. Total unspektakulär.

Dann dufte ich nach Hause und es standen 5 Stunden Zugfahrt an.

Teil 1 über das Projekt CI kann man hier lesen: http://dirkosada.de/2013/10/10/cyborg-part-1-tag-1-und-2-in-hannover/
Teil 3: http://dirkosada.de/2013/12/03/zwischen-op-und-anpassung-cyborg-part-3/
Teil 4:  
http://dirkosada.de/2014/01/12/die-woche-der-erstanpassung-teil-1-cyborg-part-4/

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Cyborg Part 1: Tag 1 und 2 in Hannover

So, da bin ich nun in Hannover an der Medizinischen Hochschule (MHH).

Tag 1
Trotz Anreise mit der Bahn war es stressfrei. Ja, ja, die Bahn kann auch pünktlich. Problematisch war es dann nur die richtige Stadtbahn zur MHH zu finden. Aber auch das war dann geschafft.

Kurz nach 9 Uhr traf ich dann in der MHH ein. Anmeldeprozedur hinter mich gebracht und rauf auf die Station. Dort wurde ich auch schon erwartet. Ich hatte kaum die Jacke ausgezogen, da gab es auch schon die Eingangsuntersuchung. Bisschen reden, etwas Blut da lassen, kurz in die Ohren reinschauen lassen und fertig.
Dann warten.
Dann kam man auf die Idee, ich könnte ja mal ins Hörzentrum gehen und mir die CI der verschiedenen Herstellen anschauen. Gut, hab ich ja schon mal, aber mach ich eben noch einmal. Hatte ja eh nichts besseres zu tun.
Zwei der drei Hersteller glänzten durch Abwesenheit. Also bei Cochear etwas länger aufgehalten und den mit Fragen zur Konnektivität genervt 😉
Eigentlich wollte ich ja noch bei Advanced Bionics vorbei schauen. Aber wie gesagt, da war niemand.

Zurück in der MHH gab es Mittagessen. Aber noch kein Bett, das dauerte noch. Dabei war ich hundemüde, war ja schließlich seit 2 Uhr wach.

Irgendwann habe ich dann doch noch ein Bett bekommen 🙂
Sachen auspacken und dabei bemerkt das der Koffer nicht reinpasst in den Schrank. Also alles im Koffer gelassen. Vielleicht will ich ja schnell wieder weg 😉

Dann müsste ich zur Aufklärung wegen des MRT. Mittlerweile bekommt man offenbar zu allem was gemacht wird vorher eine Unterweisung und muss dann unterschreiben das man aufgeklärt wurde. Hab jedenfalls noch nie in so kurzer Zeit so viel unterschreiben müssen wie in den paar Stunden in der Klinik.
Ach so, Termin zur MRT am nächsten Tag um 7 Uhr!?!

Und schon gab es Abendessen. Kurz danach bin ich dann eingeschlafen. Komplett mit Klamotten.
Dadurch dann auch den Anruf von Luca und Kirsten verpasst 🙁
Irgendwann um 11 Uhr rum war ich dann kurz wach. Um dann weiter zu schlafen.

Tag 2
5:50 Uhr: „Herr Osada, wach werden, um 7 haben sie den Termin zur MRT“
Und ich dachte so:
„Ja Hallo? Um 7 Uhr ja, der Weg dahin dauert 2 Minuten, was soll ich da jetzt schon aufstehen?“
Egal.
Um kurz vor 7 war ich dann bei MRT, um zu hören das es noch was dauert, da ein Notfall vorgezogen wird. Klar, kein Problem.
So eine MRT ist ja interessant. Es rappelt, vibriert, klopft und ist irgendwie laut. Wahrscheinlich nur deswegen, damit man nicht einschläft. Merken tut man ja nix.
Also auch das hinter mich gebracht. Im Anschluss gab es dann verspätetes Frühstück.
Und dann durfte ich wieder zum Hörzentrum. Diesmal Gespräch mit dem Ingenieur. Also der, mit dem man bespricht welches Implantat man möchte und der dann auch später die Einstellungen und Anpassungen vornimmt.
Ich habe mich dann für ein Implantat von Cochlaer entschieden. Ich schwankte zwar immer noch zwischen Advanced Bionics und Cochlear, war dann zum Schluss eine Bauchentscheidung.

Zurück in der Klinik folgte dann das, was schon angedroht wurde und ich ein wenig Bammel vor hatte: Hörtest mit einer Nadel DURCH das Trommelfell (Promontoriumstest)
Vorher dann noch Gleichgewichtstest, Schwindeltest und so.
Für den Test mit der Nadel kommt man in so einen Würfel, 3x3x2 Meter, schallisoliert. Richtig cool das Ding. Ich glaub da drin kann man machen was man will, da dringt nichts nach Außen. Blöderweise hat der aber dadurch auch eine extrem schlechte Akustik, so das man die behandelnden Personen fast nicht versteht. Also ich jedenfalls nicht.
Man bekommt dann diverse Elektroden am Kopf befestigt und liegt da gemütlich rum.
Für den Test wird das Trommelfell betäubt. Dann sticht der Arzt mit einer langen, dünnen Nadel durch das Trommelfell hindurch. Tut nicht weh, ist aber sehr unangenehm. Also wirklich, echt unangenehm, glaubt es mir.
Die Nadel ist am Strom angeschlossen und soll über diesen dann wohl den Hörnerv stimulieren.
Und los ging es:
„hören oder merken sie was?“
„Nein“
„Und jetzt?“
„Nein, noch nichts“
„Jetzt aber?“
„Ähm, nein, nichts, gar nichts“
„Sie müssten aber was hören oder fühlen“
„Also wen sie mir sagen was ich hören oder fühlen sollte, wäre es vielleicht einfacher, weil ich ja eh immer ein Piepen auf den Ohr habe“
„Sie müssten einen pulsierenden Ton hören oder fühlen“
„Pulsierend? Nöö, da ist nichts“
Ich wurde im Laufe des Gespräch sehr nervös und mir wurde schon ziemlich warm. Das ich nichts fühlen/hören sollte, könnte ja eigentlich nicht sein, denn etwas Restgehör hab ich ja auf dem rechten Ohr.
Auch der Arzt war sichtlich verwirrt.
Also Nadel raus und mit einer neuen Nadel nochmal probiert.
Na also, geht doch 🙂
Da war diese blöde Nadel kaputt!! Also ich kann mir ja nicht vorstellen das so ein Ding öfters kaputt ist, das es dann ausgerechnet bei mir ist, großes Kino
Der Arzt bestätigte dann auch, das es noch nie vorgekommen ist das die Nadel nicht funktioniert.

Danach wieder rauf auf die Station. Verspätetes Mittagessen zu mir genommen.
Später folgte dann noch ein Gespräch mit dem Operateur. Und da musste ich schon wieder entscheiden was ich will.
Eigentlich dachte ich mit der Auswahl des Hersteller wäre meine Entscheidungsbefugnis dann erledigt. pustekuchen.
Jetzt durfte ich entscheiden zwischen dickerer Elektrode und dünnere.
Die dünnere würde das Restgehör erhalten, die dickere wohl zu besserem Gesamthörvermögen führen, aber das Restgehör zerstören.
Was jetzt mein Restgehör am rechten Ohr angeht beschreibe ich es mal so:
Stellt euch vor ihr geht in eine Disco und hört nur Bass. Sonst nichts, nur Bass.
Also entschied ich dann den bass herunter zu drehen und statt dessen die anderen Töne wieder besser haben zu wollen.
Sprich, ich nehme die dickere Elektrode.

Vorhin habe ich dann noch die Uhrzeit für die OP morgen bekommen.

Teil 2, die OP und die Tage danach hier: http://dirkosada.de/2013/11/14/cyborg-part-2-operation-und-die-tage-danach/
Teil 3: http://dirkosada.de/2013/12/03/zwischen-op-und-anpassung-cyborg-part-3/
Teil 4:  http://dirkosada.de/2014/01/12/die-woche-der-erstanpassung-teil-1-cyborg-part-4/

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