Die Cochlea Implantat Story geht weiter

Ich darf wieder nach Hannover 🙂
Am 15. Februar habe ich den Termin in der MHH und bekomme mein zweites CI, diesmal linkes Ohr.
Das einzige was ich jetzt nicht bekommen darf, ist Corona. denn dann ist natürlich der Termin hinfällig.

Also, drückt die Daumen, dass mich das Virus solange noch verschont

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Die vibrierende Bombe

Schwerhörig zu sein hat Nachteile. Tolle Erkenntnis was? 😉

Nee, im Ernst. Was besonders nervt ist das wachwerden am Morgen. Also wenn man wach werden muss, sprich der Wecker klingelt.
Mit Klingeln kommt man nämlich nicht weit, und schon gar nicht aus dem Bett, wenn man so gut wie gar nichts mehr hören kann.
Nachdem das normale Wecker klingeln nicht mehr zu hören war für mich, aber meine Frau jeden morgen (wenn sie nicht selbst auch arbeiten musste) genervt war weil sie wach wurde, ich aber nicht, und mich dann wecken musste, versuchte ich es eine ganze Zeit lang mit Handy im Bett, welches auf Vibration geschaltet war.
War mur semi Optimal. Denn wenn man mit dem Kopf auf dem Kopfkissen liegt, spürt man das Vibrieren nicht so gut. Oder das Handy flog in der Nacht aus dem Bett. Wenn es am Ladekabel hing, konnte es wenigstens nicht mehr aus dem Bett fallen.
Mit dem neuen OS auf dem handy war es zudem zu einfach das Ding morgens zur Ruhe zu bringen. Einmal antippen und gut war. Und weiter hat man geschlafen.
Und so ganz gesund soll das ja auch nicht sein, neben einem Handy zu schlafen.

In Hannover dann habe ich fast 2 Mal verschlafen, weil ich das Vibrieren gar nicht bemerkt habe.

Also musste was anderes her.
Im Netz gesucht, mehrere Modelle verglichen und dann bei Amazon den Geemarc Sonic Bomb Wecker mit Vibration (113 dB) ((Partnerlink von Amazon))
bestellt.
Laut Beschreibung:

  • Lautstärke von 0 bis 113db stufenlos einstellbar
  • Höhe/Tiefe des Alarmtons stufenlos regulierbar
  • 2-stufiger Dimmer der LED-Anzeige
  • Alarmarten: nur Alarmton, nur Vibration, Alarmton und Vibration

Ausgepackt, angeschlossen und der Wecker erklärt sich fast von allein.
Ganz einfach die jeweiligen Einstellungen, weil es keine umständlichen Menüs gibt. Für alles gibt es eigene Schalter.
Alles gut Beschriftet (allerdings auf Englisch, nur so als Hinweis für ältere und nicht des Englischen mächtigen Interessenten). Die Anleitung ist aber auch auf Deutsch beiliegend.

Das Vibrationskissen ist eigentlich eine ovale Kunststoffbox. Das Kabel davon ist lang genug um vom Nachttisch ohne Probleme zum Bett zu kommen.
Am besten legt dann das Vibrationskissen unter das Bettlaken. Denn die Vibration ist so stark, das ansonsten das Ding aus dem Bett wandert und auf den Boden scheppert.

Den Ton beim Wecken habe ich ausgeschaltet. Wenn ich den so laut einstellen würde das ich ihn hören könnte, wären alle Nachbarn wach.

Oben auf dem Wecker befindet sich die Snooze-Taste. Also die man betätigt und der Wecker gibt eine gewisse Zeit Ruhe. Diese ist bei dem Sonic Bomb wählbar zwischen 1 und 90 Minuten. Danach geht die Vibration und/oder der Weckton wieder los.

Zur Sicherheit kann man in den Wecker eine 9V Blockbatterie einlegen. Falls dann ein Stromausfall sein sollte, läuft die Zeit weiter und die eingestellte Weckzeit geht auch nicht verloren. Dabei ist das Display aber ausgeschaltet, man sieht die Uhrzeit nicht.
Sobald der Strom wieder da ist, hat man auch die aktuelle Uhrzeit wieder auf dem Wecker.

Wobei Display:
Manchmal kann man in den Rezessionen lesen das Display wäre zu groß und viel zu hell.
Das halte ich für Blödsinn. Klar sind die Zahlen etwas größer als es zumeist jüngere Menschen gewohnt sind von ihren Weckern. Aber man muss ja auch bedenken das dieses Gerät oft von älteren, schwerhörigen Mitmenschen gebraucht wird. Die haben es nicht mehr so mit dem gut sehen, daher ist das voll in Ordnung das die Zahlen größer sind.
Zu hell ist das Display keineswegs. Wer deswegen angeblich nicht schlafen kann, hat wohl ein anderes Problem 😉

Da heute die Frage bei Facebook aufkam:
Die Batterie dient nur dazu, dass die Uhr weiter läuft. Sollte der Stromausfall genau zu der Zeit sein zu der geweckt werden sollte, funktioniert dieses nicht. Der Weckalarm bleibt aus.
Sobald aber der Strom da ist und die eigentliche Weckzeit überschritten, löst der Wecker sofort den Weckalarm aus.

Fazit nach 2 Monaten mit dem Wecker:
Ich schlaf viel besser 🙂
Ich habe nicht mehr die Angst am nächsten Morgen nicht pünktlich wach zu werden, da er jeden Morgen mich ohne Probleme aus dem Bett bekommt.
Keine technischen Probleme, alles Bestens. Genau das was ich von dem Wecker erwartet habe.
Gut investierte 35,- € waren das

Dies ist ein Artikel aus der Reihe rund ums Cochlea Implantat.
Weitere Artikel dazu findet man hier: Cochlea Implantat

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Die Woche der Erstanpassung Teil 1 (Cyborg Part 4)

Nach wochenlangem Warten konnte ich am 18. November 2013 dann wieder nach Hannover um die Erstanpassung des CI vornehmen zu lassen.
Erstanpassung bedeutet auch, das man dort den Sprachprozessor ausgehändigt bekommt.
Montagmorgen um 3:30 Uhr stand wieder das Taxi vor der Türe und es ging mit der Bahn nach Hannover.
Klappte alles ohne Probleme.
In Hannover angekommen, musste ich mich als erstes im Hotel einchecken. Da ich die integrative Versorgung der Techniker Krankenkasse habe, stand mir frei zu wählen ob ich im Krankenhaus (also der MHH) oder im Hotel die Woche verbringen möchte.
Natürlich wählte ich das Hotel (ist auch die die Krankenkasse günstiger).
Robin, mit dem ich schon in der MHH das Zimmer bei der OP teilte, war dort auch unter gebracht. Zudem noch weitere CI-Träger, die auch zur Erstanpassung da waren.
Um 10 Uhr war dann der erste Termin im Hörzentrum Hannover.
Ich bekam dort meinen Sprachprozessor samt Zubehör ausgehändigt. Irritiert war ich, da ich angeblich Batterieabo gewählt hätte.
Das CI mit Batterien zu betreiben stand eigentlich nie zur Diskussion, da das Batteriefach nicht Wasserdicht ist.
Gut, das „Problem“ lasse sich beheben, bis Ende der Woche sollte ich Akkus und Ladegerät haben.

IMG_1290Der für mich zuständige Ingenieur war Herr ********.
Kurze Erklärung des CI und dann wurde der Soundprozessor zum ersten Mal angeschaltet. Schön ist was anderes 😉
Es wurde dann eine Zeit lang die verschiedenen Elektroden eingestellt. Gar nicht so einfach, denn ich musste natürlich immer erklären was und wie ich gerade höre. Und erklärt mal, was für komische Geräusche im Kopf vor sich gehen. Ebenso die Nebengeräusche bei  Hören. Da lagert mal ein pfeifen, mal ein tuten, mal ein rauschen über dem Gehörten.
Immerhin konnte ich schon sehr viel von dem verstehen was der Ingenieur sagte. Das war dann doch schon sehr erstaunlich.
Dann packte ich mal alles zusammen und hatte erst einmal Pause bis zur Informationsrunde am Nachmittag.

Im Hotel habe ich dann natürlich die Tasche mit dem ganzen Zubehör ausgepackt und nachgeschaut was denn da so alles drin ist.
Vorher ging es aber in die Mensa der MHH zum Essen. Ebenfalls ein Vorteil gegenüber dem Aufenthalt im Krankenhaus. Ich konnte in der Mensa essen. Dort gab es jeden Tag mehrere Gerichte zur Auswahl. Mit Vor- und Nachspeise und natürlich Getränken. Dort musste ich auch das Launch-Paket für das Abendessen mitnehmen.
Ach so, vor der Mensa, ich sitz da so und lese was auf dem Handy, so ein Klacken. Kein Plan was das sein sollte. Mich umgeschaut und in ca 20 m (!!) Entfernung eine Frau mit Stöckelschuhen auf gepflastertem Weg. Hatte ich ja schon seit Jahren nicht hören können, vor allem nicht auf die Entfernung

Am Nachmittag gab es dann noch die Informationsrunde. Dort bekamen alle Teilnehmer der Erstanpassungswoche die nötigen Informationen für die Woche. Das Hörgerät hatte ich schon nicht mehr im linken Ohr. Nach Möglichkeit sollte ich dieses in der Woche nicht tragen, um mich an das Hören mit dem CI zu gewöhnen. Und ich habe fast alles verstanden was der Therapeut sagte. Wie ich bei den anderen sehen konnte, war das bei den meisten nicht der Fall.
Dann war auch schon Feierabend für den ersten Tag.
Mit vielen neuen (Hör-)Eindrücken ging es zurück ins Hotel.

IMG_1293Mit Robin bin ich dann Abends noch eine Runde spazieren gegangen. Dies behielten wir die ganze Woche bei. Das abendliche Spazieren gehen war wirklich hilfreich. Dort konnten wir uns austauschen über die gewonnenen Erkenntnisse. Und natürlich auch hören üben. Mit Nebengeräuschen (Störgeräusche) wie Straßenverkehr. Außerdem war es ja Dunkel. Das bedeutet, wir konnte nicht gegenseitig beim zuhören von den Lippen ablesen. Dies macht man nämlich unbewusst sehr häufig. Weswegen man natürlich meint, sehr viel zu verstehen, dabei liest man sehr viel einfach ab. Beim nebeneinander her gehen im Dunkeln ist dies aber nicht möglich.

Am Dienstagmorgen musste ich schon um 8 Uhr zur Gleichgewichtsprüfung (Vestibularisprüfung).
Alles in Ordnung wie es schien. Mir wurde schwindelig 😉

Dann wieder Anpassung beim Ingenieur. Dabei erklärt man als erstes wie gut man mit der Einstellung klar kommt und welche Höreindrücke man hat. So wie bei mir z.B. sich Verkehrsgeräusche anhören wie plätscherndes Wasser. Oder Windgeräusche, die sich wie ein Hupen anhören.
Anhand dessen was man berichtet weiß der Ingenieur welche Frequenzen/Elektroden angepasst werden müssen. Je genauer man beschreiben kann was man hört und welche „falschen“ Töne dabei sind, umso besser kann natürlich die Einstellung vorgenommen werden. Und glaubt mir, so manches Mal sitzt du da und denkst „wie erkläre ich jetzt was ich gerade höre“
Wie dem auch sei. es wird eingestellt, gehört, eingestellt, gehört, eingestellt, gehört bis es irgendwie passt, aber ganz anders ist wie vorher. Manchmal fragt man sich ob die Einstellung vom Vortag nicht vielleicht doch besser war.
Nach der Anpassung dann direkt zum ersten Hörtraining mit der Therapeutin. Bei mir war dies Frau ********.
Frau ******* kannte ich ja schon vom Termin vor der OP, als ich zur Voruntersuchung im Hörzentrum war.
als erstes ein Gespräch darüber, wie die OP verlaufen ist, wie man sich fühlt, wie das jetzt so ist mit dem CI usw. Netter Smalltalk halt.
Dann sollte ich das Hörgerät rausnehmen. Mein Hinweis darauf, dass ich das HG schon nicht mehr tragen würde, brachte mir ungläubige Blicke ein 😉
Es folgten dann ein paar der üblichen Hörübungen: Man muss wiederholen was gesagt wurde. Zahlen, Wörter, kurze Sätze.
Erstaunlich gut sei dies bereits nach einem Tag mit dem CI war die Einschätzung von Frau ********.
Dann durfte ich gehen. Feierabend für heute.

Im Hotel wollte ich dann natürlich mal wissen, ob ich Hörbücher verstehen kann. Zu dem Zweck hatte ich mir ein Hörbuch aus das Handy geladen und das Buch als eBook ebenfalls dabei. so hätte ich mitlesen können, um zu vergleichen ob ich richtig verstehe, bzw das zu lesen, was ich vielleicht nicht verstanden habe.
Kabel (genau heißt das Ding „personal audio cable“) ans Handy und an den Soundprozessor angeschlossen, Hörbuch gestartet und …
… “ was das denn? Wieso läuft das Hörbuch so schnell?“ Einstellung im Player kontrolliert (man kann ja die Geschwindigkeit bei Hörbüchern einstellen) und festgestellt, alles normal.
Klar, ich hatte vergessen das sich alle stimmen höher anhören als sie wirklich sind. So ein wenig wie Micky Maus auf Speed. Oder als wenn man eine LP statt auf 33 u/min auf 45 u/min laufen lässt (die Älteren unter euch kennen ja noch Plattenspieler).
Dies also im Hinterkopf und das Hörbuch wieder eingeschaltet. Die störenden Begleitgeräusche so gut es geht verdrängt und fast alles verstanden. Ich brauchte kein Buch zum mitlesen. Funktionierte auch so.
Großes kino. 🙂
Davon ermutigt mal meine Frau angerufen. Mit Kabel am CI.
Ja aber geht gar nicht. Die Stimme war so scheiße ((1. jetzt ist meine Frau sauer. die Erklärung zur Stimme: alles hört sich ziemlich hochtönig an. Daher auch der Hinweis auf Micky Maus auf Speed.)) (sorry), da versteh ich nix. also wieder normal telefoniert. mit dem linken Ohr, ohne HG dafür volle Lautstärke vom Handy.
Besser 😉

Weitere Blogartikel zum CI:
Teil 1 : http://dirkosada.de/2013/10/10/cyborg-part-1-tag-1-und-2-in-hannover/
Teil 2 : http://dirkosada.de/2013/11/14/cyborg-part-2-operation-und-die-tage-danach/
Teil 3 : http://dirkosada.de/2013/12/03/zwischen-op-und-anpassung-cyborg-part-3/

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Buch: Taube Nuss – Alexander Görsdorf

Anfang September, direkt nachdem das Buch erschienen ist, habe ich mir „Taube Nuss“ zugelegt.
Grund war auch, dass der Autor Alexander Görsdorf ein CI trägt. Bei sollte ja auch die Implatierung eines Cochlea Implantat (CI) anstehen.
Hier die Buchbeschreibung:
[green_box]Alexander Görsdorf ist schwerhörig, und Schwerhörigkeit sieht man nicht. Deshalb erlebt er im Alltag eine Menge Skurriles. Die von ihm am häufigsten gestellte Frage: «Wie bitte?» Trotzdem stand er schon oft mit einem undefinierbaren Heißgetränk in der Kaffeebar, weil er die Rückfragen des Kellners nicht verstanden hatte. Immerhin: Frauen stehen auf ihn, weil er ihnen auf die Lippen schaut wie kein anderer. Seine Schwerhörigkeit führt Alexander Görsdorf immer wieder in schräge Situationen, aber auch in fremde Länder und schließlich unters Messer der Hightech-Medizin.[/green_box]

Ich kann jedem nur empfehlen dieses Buch mal zu lesen. Es bietet viele Einblicke in die Welt derer, die schlecht hören können. Es ist humorvoll geschrieben und sehr kurzweilig zu lesen.
Man findet keine dieser langweiligen Erklärungen über Schwerhörigkeit und dem warum und wieso dazu.
Es sind einfach Episoden aus dem Leben die beschrieben werden.
Diejenigen die schwerhörig sind, werden sich in dem beschrieben wieder finden.
„Normal“ Hörende werden oft erstaunt sein, und vieles danach besser verstehen können was im Umgang mit Schwerhörigen hilfreich sein wird.

Sehr interessant ist auch sein Blog. Dort findet man auch Videos seiner Lesungen zum Buch.
Hier ein Beispiel (Klick)

Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung

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